Review: Europa-Thementage am CBG
Europa -Thementage am Cornelius-Burgh-Gymnasium – Europa erfahrbar machen!
Im Rahmen der Europa-Thementage im Mai wurde den Schülerinnen und Schülern des Cornelius-Burgh-Gymnasiums dieses Jahr ein Programm geboten, dessen Ziel es war, junge Menschen für den europäischen Gedanken zu begeistern und sie zu ermutigen, sich aktiv an der Gestaltung der europäischen Zukunft zu beteiligen.
Bereits Anfang Mai erhielten die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe über einen beeindruckenden Vortrag Einblick in die zivile Seenotrettung im Mittelmeer. Die Referentinnen Lea Rau und Jutta Nagel von der Initiative Sea-Watch e.V. berichteten über die menschenunwürdigen Umstände und die tödlichen Gefahren, mit denen Flüchtlinge auf ihrer Flucht konfrontiert sind. Der Vortrag sensibilisierte die Schülerinnen und Schüler für die humanitäre Katastrophe an den Außengrenzen der EU und trug dazu bei, ein Bewusstsein für die Herausforderungen und humanitären Fragen im Zusammenhang mit der Flüchtlingssituation an den Außengrenzen der EU zu wecken. Durch den Vortrag Seenotrettung wurde den Schülerinnen und Schüler bei all der hoffnungsvollen Chancenvielfalt in Europa auch die Bedeutung von Solidarität und Engagement für Menschen in Not bewusst.
Dieser Gastvortrag, der bereits ein wichtiges Thema in der aktuellen Europapolitik angesprochen hatte, stellte den Auftakt für den Europatag am Erkelenzer Gymnasium dar. Der Europatag, der alljährlich um den 9. Mai stattfindet, erinnert an die historische Grundsteinlegung der Europäischen Union und bietet eine Gelegenheit, das Bewusstsein für die europäische Identität zu stärken. Denn Europa repräsentiert nicht nur eine geografische Region, sondern verkörpert auch Ideale, Chancen und Verantwortung.
Bei der dieser Veranstaltung sollten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines „Speeddatings“ die Gelegenheit erhalten, kurze aber intensive Gespräche mit Expertinnen und Experten zuführen. Zu den geladenen Gästen gehörten neben Wilfried Oellers (MdB, CDU) auch der Erkelenzer Bürgermeister Stefan Muckel, Ralf Zimmermann (Deutsche Bundesbank), Rolf Gatzen (Erkelenz International – Verein für Städtepartnerschaften e.V.), Andrea Ludwigs-Spalink (Ankommen e.V.), Jörg Heinrichs (Internationale deutsche Schule, Brüssel), Johannes Schroer (Stadtrat Erkelenz), sowie die ehemaligen Schülerinnen Jil Schüler, Maria Day und Rachel-Sophie Königs, die von ihren Erfahrungen des Studiums im europäischen In- und Ausland berichten sollten.
Die Veranstaltung begann mit einem „europäischen Kulturbüfett“, das von den Schülerinnen und Schülern der Q1 in der Eingangshalle für die gesamte Schülerschaft vorbereitet worden war. An vielen Ständen wurden kulinarische Spezialitäten aus den Ländern angeboten, in denen die Schülerinnen und Schüler ihre kulturellen Wurzeln haben. Dieses kulinarische Erlebnis ließ die kulturelle Vielfalt Europas schmecken und zeigte, dass ein Heimatgefühl in der Fremde auch über die Sinne erfahrbar ist. So meinte zumindest eine junge Schülerin zu ihren Klassenkameradinnen, als sie ihnen ein süßes Gebäck aus der Ukraine zeigte. Für die geladenen Gäste schuf diese kulinarische Reise durch Europa eine angenehme Atmosphäre des Kennenlernens und des ersten Austauschs, bis die Gäste offiziell von der Schulleiterin Frau Anja Peters zusammen mit dem Organisator der Veranstaltung Oliver Krüger begrüßt wurden. Beide betonten die Bedeutung des Europatages für das Verständnis und die Wertschätzung der europäischen Vielfalt sowie für die Förderung von Solidarität und Zusammenhalt.
Während des „Speeddatings“ hatten die Schülerinnen und Schüler der Q1 dann die Gelegenheit, in Kleingruppen mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Im Vorfeld hatten sie Fragen vorbereitet und konnten nun die Expertinnen und Experten zu verschiedenen europäischen Themen interviewen. Die Bandbreite der Gesprächspartner ermöglichte einen umfassenden Einblick in politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte Europas. Dabei wurden aber auch Themen wie die europäische Zusammenarbeit, die Bedeutung von Bildung und interkulturellem Austausch sowie die Herausforderung bei der Integration von Geflüchteten zum Gegenstand der Gesprächsrunden.
Wilfried Oellers, Bundestagsabgeordneter für den Kreis Heinsberg, wurde per Videokonferenz zur Veranstaltung hinzugeschaltet. Oellers sprach über die Zusammenarbeit zwischen dem Bundestag und der EU sowie die Bedeutung der politischen Ebenen für die europäische Integration.
Von ihrem Bürgermeister Stefan Muckel erfuhren die Schülerinnen und Schüler einiges über EU-Förderprojekte auf kommunaler Ebene. Er betonte die Bedeutung der EU für die Stadt Erkelenz und erklärte, wie europäische Programme und Fördermittel die lokale Entwicklung unterstützen können.
Über die Rolle der EU auf kommunaler Ebene informierte Johannes Schroer als Mitglied des Erkelenzer Stadtrats die Schülerinnen und Schüler, während Ralf Zimmermann von der Deutschen Bundesbank in seiner Gesprächsrunde die Geldpolitik der EU und das Instrumentarium des Eurosystems anschaulich erläuterte.
Dass Städtepartnerschaften und ein interkultureller Austausch wesentliche Elemente sind, um Verständnis, Toleranz und die europäische Idee zu fördern, erklärte Rolf Gatzen, Vorsitzender des Vereins Erkelenz International – Verein für Städtepartnerschaften e.V., seinen Gesprächspartnern auf anschauliche Weise. So sei die langjährige Partnerschaft zwischen Erkelenz und Saint-James in der Normandie ein Beispiel dafür, wie junge Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammengebracht werden, um wertvolle Erfahrungen zu sammeln und Freundschaften über Ländergrenzen hinweg zu knüpfen. Welchen Wert solche „Freundschaften ohne Grenzen“ haben, wissen die Schülerinnen und Schüler des CBG selbst aus eigener Erfahrung nur zu gut. Denn seit über 30 Jahren besteht eine enge Partnerschaft zwischen dem CBG und dem Collège Le Clos Tardif in Saint-James. Jahr für Jahr nehmen Schülerinnen und Schüler der neunten Jahrgangsstufe, die den Französischunterricht besuchen, an einem einwöchigen Austauschprogramm teil. Während ihres Aufenthalts werden sie in den Familien ihrer französischen Austauschpartner untergebracht und erhalten somit die Möglichkeit, den Schulalltag sowie das Familien- und Kulturleben in Frankreich hautnah zu erleben.
Welche Chancen und Möglichkeiten ein dauerhafter Besuch einer Deutschen Schule im Europäischen Ausland bietet, führte den Schülerinnen und Schülern Jörg Heinrichs, Schulleiter der Internationalen Deutschen Schule in Brüssel, vor Augen. Er gab ihnen im Gespräch einen Einblick in das Leben und Lernen in einem anderen europäischen Land. Dabei betonte er die Bedeutung von Bildung und interkulturellem Austausch, um ein besseres Verständnis für andere Kulturen und Perspektiven zu entwickeln.
Der Europatag bot den Schülerinnen und Schülern zudem eine wertvolle Gelegenheit, von den Erfahrungen ehemaliger Schülerinnen zu lernen und sich über Möglichkeiten des Studierens und Arbeitens im europäischen In- und Ausland zu informieren. Maria Day sprach über Möglichkeiten des Studierens und Arbeitens nach der Schulzeit. Ihr persönlicher Bericht zeigten den Schülerinnen und Schülern die vielfältigen Chancen und Möglichkeiten, die eine interkulturelle, europäische Bildung bietet.
Jil Schüler erzählte anschaulich von ihren Erfahrungen nach der Schulzeit und ermutigte die Schülerinnen und Schüler, das Studieren und Arbeiten im Ausland in Betracht zu ziehen. Sie forderte die Schülerinnen und Schüler dazu auf, über den Tellerrand zu blicken, ihre Horizonte zu erweitern und die vielfältigen Möglichkeiten zu erkunden, die Europa ihnen bietet.
Rachel-Sophie Königs sprach über ihren Werdegang nach dem Abitur und betonte die Bedeutung von Bildung und politischem Engagement. Sie ermutigte die Schülerinnen, ihre Leidenschaften zu verfolgen und sich für gesellschaftliche und politische Themen einzusetzen. Für Rachel-Sophie Königs steht fest, dass das Studium und die Arbeit nach dem Abitur die Möglichkeit bieten, neue Horizonte zu erkunden und aktiv zur Gestaltung Europas beizutragen. Die persönlichen Erfahrungsberichte der ehemaligen Schülerinnen ermöglichten es den Schülerinnen und Schülern, einen Einblick in die Chancen und Herausforderungen des Studierens und Arbeitens im europäischen Ausland zu erhalten. Dabei wurde deutlich, wie wertvoll interkulturelle Erfahrungen und Sprachkenntnisse für die persönliche und berufliche Entwicklung sein können.
Schülersprecherin Daria Baltes hält es rückblickend für eine sehr gute Entscheidung, bei solch einer Veranstaltung wie dem Europatag neben den Vertretern aus Wirtschaft und Politik auch ehemalige Schülerinnen einzuladen, um von ihren persönlichen Erfahrungen über das Studieren in den europäischen Nachbarländern zu berichten. Denn für die zukünftigen Abiturientinnen und Abiturienten seien diese Informationen für die bald anstehenden Entscheidungen zu ihrem weiteren Werdegang sehr interessant gewesen. Was die Teilnehmer darüber hinaus jedoch persönlich am meisten berührt und einen bleibenden Eindruck habe, seien die anschaulichen Erfahrungsberichte von Frau Andrea Ludwigs-Spalink über die Herausforderungen bei der Flüchtlingshilfe in Erkelenz gewesen.
Die Vorsitzende des Vereins „Ankommen e.V.“ engagiert sich seit 2016 in der Flüchtlingshilfe in Erkelenz und weiß darum vieles von der alltäglichen Praxis der Integration und Migrationspolitik zu berichten. Die Mitglieder des Vereins arbeiten in Projekten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, denen sie bei der Integration in den deutschen Alltag zur Seite stehen. Dazu begleiten die Ehrenamtlichen die Geflüchteten zu Behörden, Institutionen, Anwälten und Ärzten und helfen bei der Wohnungs- sowie Arbeitssuche. Bei all dieser Unterstützung wird jedoch darauf Wert gelegt, dass die Betreuten stets Hilfe zur Selbsthilfe erhalten. Eine besondere Herausforderung sei es dabei, den Kindern und Jugendlichen einen erfolgreichen Schul- bzw. Berufsabschluss zu ermöglichen. „Schließlich ist eine Investition in Bildung eine Investition in das Gelingen von Integration“, wie Andrea Ludwigs-Spalink anmerkte.
Die Beiträge von Frau Andrea Ludwigs-Spalink verdeutlichen, dass Bildungseinrichtungen wie das CBG einen wesentlichen Beitrag zur Integration und zum interkulturellen Verständnis leisten können und müssen. Für Schulleiterin Anja Peters ist daher eine Erinnerung daran, dass Europa nicht nur aus Grenzen bestehe, sondern vor allem aus einem Verständnis füreinander und einer gegenseitigen Unterstützung. So seien die Herausforderungen einer Integration von Flüchtlingen am Cornelius-Burgh-Gymnasium in Erkelenz bereits Teil des Schulalltags. Der Umstand, dass mittlerweile 20 ukrainischen Kindern und Jugendlichen seit ihrer Flucht aus dem Krisengebiet in den Jahrgangsstufen 5-9 des Gymnasiums unterrichtet werden, führe den Schülerinnen und Schülern die Realität der Flucht und die Bedeutung von Toleranz und Solidarität jeden Tag vor Augen. Die Einbindung der ukrainischen Schülerinnen und Schüler in die Schulgemeinschaft schaffe letztlich eine Atmosphäre der Freundschaften ohne Grenzen, was den Grundwerten Europas entspricht. Die Europa-Thementage am CBG boten den Schülerinnen und Schülern eine wertvolle Gelegenheit, Fragen zu stellen, Meinungen auszutauschen und sich aktiv mit dem europäischen Gedanken auseinanderzusetzen. Für Schulleiterin Anja Peters sei auf diese Weise den Schülerinnen und Schülern gezeigt worden, dass Europa nicht nur in der Ferne existiert, sondern auch in ihrer Erkelenzer Schule bereits jeden Tag gelebt wird. Europa sei mehr als nur eine geografische Einheit, da es um ein Zusammenleben in Vielfalt und die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft ginge. Aus diesem Grund werden die Europa-Thementage auch im nächsten Jahr am CBG „einen Blick über den Tellerrand hinaus“ bieten und weiterhin dazu beitragen, dass Europa für jeden Einzelnen greifbar und erlebbar wird. Europa nimmt einen immer größeren Stellenwert im Alltag ein, und es ist von großer Bedeutung, junge Menschen für die europäische Idee zu begeistern und über Chancen und Möglichkeiten in Europa zu informieren.
Text: Kpr / Fotos: CBG