„Von Ost nach West – Keine Selbstverständlichkeit“ – 03. Juli – 25. Juli 2022 – Blog#4
Unterwegs sein heißt auch, sich einlassen
Die letzten Tag waren sehr ereignis- und abwechslungsreich. Sowohl im Guten, wie auch im Schlechten. Um das Ende kurz voranzustellen: Ich laufe noch und mein gelber Flitzer fährt noch.
Fangen wir mal mit letztem Montag an, Tag 9. Das ist zwar erst drei Tage her, fühlt sich aber an wie aus einem anderen Leben.
Am Montag habe ich Marcel Laut, den el capitano vom heartrunners e.V. getroffen. Er hat mich auf den letzten Kilometern der Tagesetappe begleitet und dann ein Live-Interview mit mir über die Tour und meine Motivation geführt. Wir haben danach noch eine Weile über die heartrunners gesprochen, ein Herzensprojekt von Marcel. Bei den heartrunners laufen die Mitglieder KM und suchen dafür Sponsoren (1 Cent bis 1 Euro pro KM sind möglich). Die Einnahmen gehen an die Deutsche Herzstiftung und an die Stiftung Herzenssache zur Unterstützung von Frühchen und Familien von Sternenkindern. Man kann auch eigene Projekte fördern, so wie bei mir action Medeor, die Notapotheke der Welt. Dann gehen 50% der Spenden an die Projekte der heartrunners und 50% an das ausgesuchte Projekt.
Es war unglaublich toll jemanden kennenzulernen, der mit seinem Verein und seinen MitstreiterInnen für die gute Sache unterwegs ist. Prompt haben sich während des Interviews neben Marcel noch zwei weitere Spender für mein Laufprojekt von Ost nach West gefunden. @Marcel: Es war toll die kennenlernen zu können.
(Wer auch etwas Gutes tun und mich motiviere will: www.heartrunners.de oder medeor.de/ost-west)
Danach sah es weniger rosig aus. Der Harz in Kombination mit einer schrecklichen komoot-Routenführung hat mich mit meinem Wagen über Stock und Stein geschickt…. zwei Schrauben gingen vom Wagen verloren, die konnte ich zum Glück im Baumarkt nachkaufen. An Tag 11 dann der Schreck: Irritiert von einem Klimpern musste ich Folgendes sehen: Die Speichen rechts hatten sich verabschiedet und vier von ihnen baumelten frei in der Gegend rum. Natürlich hatte ich keinen Speichenschlüssel dabei. Die Stock-und-Stein-Wege forderten ihren Tribut. Aber Glück im Unglück: Die Verschraubungen der Speichen hatten sich durch die Schüttelei “nur” gelöst. Heisst: Ich konnte sie mit den Fingern wieder festdrehen…. was maximal für 500 Meter hielt. Und somit waren die letzten 20 KM eine echte Qual: 500 Meter laufen, anhalten, Speichen wieder festdrehen, 500 Meter laufen…. mental war das grenzwertig, sag ich mal.
Heute morgen (Tag 12) war ich bei Fahrrad Strecker in Seesen. Herr Strecker hat pünktlich um 9 den Laden aufgemacht und ich erklärte ihm mein Problem. Leider konnte er mir weder das Rad zentrieren, noch die Speichen festmachen (was ohne Zentrierung auch sinnlos gewesen wäre, weil das Rad schon maximal eierte). Aber er sagte: “Ich lasse Sie jetzt so aber nicht gehen. Warten Sie mal…” und dann rief er einen Bekannten aus Seesen an, den Herrn Nähring, ein ehemaliger Berufsschullehrer, jetzt im Ruhestand, der Zweiradmechaniker ausgebildet hat und jetzt noch schraubt. Und Herr Nähring half sofort: Er zentrierte gekonnt das Rad, drückte mir einen passenden Speichenschlüssel für den Fall der Fälle in die Hand und fragte dann noch, ob noch was sei. Ich sagte, dass die Bremse links manchmal etwas quitsche und er kümmerte sich (Als er sie sich ansah war sein Kommentar: “Ach herje… quitschen ist gut, die ist total vermurkst.”). Und dann hat er die Bremse auch noch entmurkst. (Ist das ein Neologismus?)
Und dann ging es bei strahlendem Sonne schein über die Berge. Richtig. Berge. Den Harz habe ich zwar hinter mir gelassen… aber eben gegen das WeserBERGland eingetauscht. Man kann halt nicht alles haben.
Die Strecke suche ich seit heute als “Fahrradfahrer” bei komoot zusammen: Exorbitant besser. Ich tausche bis zum Ziel jetzt mal die Wildnis mit Singletrails gegen mehr Asphalt. Und wie man sieht: Schön ist es trotzdem.
Ich muss jetzt den Tag morgen vorbereiten, immerhin bin ich noch nicht da. 550 KM geschafft, 400 KM fehlen noch.
Keep rollin’!