„Von Ost nach West – Keine Selbstverständlichkeit“ – 03. Juli – 25. Juli 2022 – Blog#5
Blog 5: Willkommen und Abschied
Mit der neuen Routenführung fernab verwilderter Forstwege komme ich schneller voran, auch wenn ich die Wildnis der Routenführung durch den Harz etwas vermisse (aus der Distanz betrachtet war es ein cooles Abenteuer).
Der durchaus beträchtliche Schlenker nach Norden, der mich von der direkten Ost-West-Verbindung wegbrachte, führte mich zu meiner Familie. In Hessisch Oldendorf und der Rattenfängerstadt Hameln erwarteten mich meine Frau und meine Schwiegereltern. Dort verbrachte ich einen sehr erholsamen Pausetag nach 14 Tagen Lauferei, die mich einmal komplett durch Sachsen und Sachsen-Anhalt nach Niedersachsen gebracht haben.
An Tag 15 verabschiedete ich mich von den Schwiegereltern, überquerte ich die Landesgrenze von Niedersachsen nach NRW (das erste und einzige Mal, dass diese Grenze auf meiner Reise überhaupt markiert war!) und es ging zu meinen Eltern völlig probleml… Nein, leider doch nicht völlig problemlos. 14 Tage lang brachte mich die Routenführung zur Verzweiflung und die Probleme mit abfallenden Teilen vom gelben Flitzer. An Tag 15 war es dann mein eigener Körper: Von jetzt auf gleich ein scharfer Schmerz in der Achillessehne rechts, die mir das weiterlaufen ab KM 26 unmöglich machte. Gehen ging, wenn auch mit ‘Weh’ und ‘Ach’. 13 KM gehen bis ich bei meinen Eltern bin… kann man machen. Und dann… mal schauen wie und ob es weitergeht. In großer Hitze krochen die KM im Schneckentempo dahin und dann gesellte sich zu meinem Hitzeschnaufen ein seltsam gummiartig-quitschendes Geräusch: 6 KM vor meinen Eltern hatte ich ein plattes Vorderrad. Na klar …
Aber was soll man machen? Also Zusatzpause, Rad repariert und weitergekrochen. Endlich angekommen und dann die Frage: Ob und wie geht es weiter? Und vor allem: Was mache ich mit dem WDR, der sich für den nächsten Tag angekündigt hatte?
Aus vielen guten Gründen war es sehr ambivalent in meiner alten Heimat und mit meiner Familie vereint zu sein… ich war angekommen und zufrieden, umgeben von großartigen Menschen. Das machte es aber auch umso härter mich wieder aufzuraffen und weiterzumachen. Nochmal eine Woche Sonne und Kilometer, Kilometer, Kilometer. Noch sind “nur” 615 geschafft, es kommen noch über 300. Und dann noch die Sehne….
Am nächsten Morgen und nach guter Fürsorge wollte ich es trotzdem versuchen. Der freundliche und engagierte Journalist vom WDR hat meine Familie und mich interviewt und ganz, ganz viele Aufnahmen beim Laufen gemacht.
Dann ging es endlich los am heißesten Tag des Jahres, mit deutlicher Verzögerung und voll rein in die Hitze. Aber: Die Sehne zwickte nur leicht auf den ersten 30 KM und dann… wie weggeblasen. Die letzten 10 KM waren fast, aber auch nur fast schön. 35° Celsius beim Laufen sind halt nicht ganz ohne. 4,5 Std. gelaufen und 7 Liter dabei getrunken.
Aber ich kam an. Und hatte ein kurzes Interview mit dem Radio WDR 2 und Thomas Bug ließ mich live kurz etwas zum Lauf und der Spendenaktion sagen.
Ich gehe heute müde, erschöpft, aber sehr, sehr glücklich ins Bett. Und gleich schaue ich den Bericht über meine Familie und meinen Irrsinn im Fernsehen: WDR Lokalzeit Bielefeld (und ja, Bielefeld gibt es wirklich).
Das Spendenziel ist noch nicht ganz erreicht. Wenn ihr den guten Zweck meiner Reise unterstützen wollt, könnt ihr das auf zwei Arten machen:
1. www.heartrunners.de (als Spendenpate für mich per E-Mail melden und 1 oder 2 Cent pro KM für meine 928 KM Strecke angeben)
oder
2. www.medeor.de/ost-west
Das Geld aus beiden Varianten fließt an mein Spendenprojekt bei Action Medeor, der Notapotheke der Welt.
Lasst uns was reißen!